Dienstag, 3. August 2010

[ ... ] Letzen Endes hatte ich keine Wahl. So eben noch getrunken von einer Wirtin, die mir ihr Blut gab, rang ich mit Wut, diesen verdammten Lakaien nicht auch noch zu töten, ihn zu zerfetzen, in Stücke zu reißen. Hätte ich es getan, nun ja, ich glaube, ich hätte mich nie wieder vor den anderen Kriegern blicken lassen können. Sie sind sehr streng, was Blutsucht betrifft. Auch wenn es keiner meiner treuen Gefährten weiß- so leide ich schon lange darunter. Ich verberge es hinter meinem Eifer, die verdammten Clans in den Ebenen zu vertreiben und sie zu hetzen. In jeder Schlacht bin ich dabei. Nicht eine ist seit 500 Jahren ohne mich vergangen, wir siegten immer. Nicolai, der jüngste meiner Männer, war das erste Mal 1967 dabei. Ich werde nie vergessen, dass er trotz seiner Stärke und Anmut auch etwas Ängstliches verbarg- wir stehen immer zueinander, und das beste daran ist, dass wir uns unsere Ängste nicht vor Augen führen. Ich besitze keine Ängste, so viel ich weiß- nur eine, nämlich die Angst davor einer von ihnen zu werden. Rogues. Blutsüchtige Schattenwesen, die nichts außer ihrem Durst kennen und selbst über Morde gehen dafür, massenweise. Wie die Menschen, wenn sie wildes Getier einsperren und meinen es züchtigen zu können.
Dante hat mir heute etwas Interessantes über Nicolai verraten: Er ist verliebt. Manchmal, wenn wir Glück haben, treffen wir auf Stammesgefährtinnen- das sind Menschen, die ein besonderes Mal hinter dem Ohr tragen, eine Art Sichel in Form eines Muttermals. Tragen Menschenfrauen so etwas, so bedeutet dies, dass sie Stammgefährtinnen sind- Frauen, die zu uns gehören. Sie können Kinder von uns bekommen und so den Fortbestand der Welt sichern. Eine Stammesgefährtin liebt nur ihren Vampir- es ist eine mehr als innige Beziehung. Liebevoll, so sagte Dante es, der selbst eine gefunden hat. Unsere Gefährtinnen trinken unser Blut und wir das ihre, sobald wir eine ewige Verbindung eingehen wollen. Unser Blut nährt sie. Sie bleiben Menschen, aber sie leben ewig, wenn sie den Akt des Blutaustausches mit uns vollführen. Hocherotisch soll es sein. Ich selbst habe es noch nie getan und werde es auch nie- einzig und allein der Kampf um den Platz in der Welt zählt. Das ist meine Ansicht. Denn Frauen sind nur kalte, scheue Wesen, die die Sinne für das Wahre vernebeln... Menschen auch noch. Stammesgefährtinnen sind zwar indirekt keine Menschen- für mich aber irgendwie schon. Ohne unser Blut würden sie schließlich einfach wieder altern.
Heute Morgen hat mich Rio auf etwas Interressantes zum Nachdenken gebracht. " Lucan... was wäre, wenn du eine Stammesgefährtin finden würdest? Du hast noch nie eine Frau in unser Quatier gebracht... Warum denn?" Ich zischte nur, er solle seine verdammte Arbeit machen. Liebe gibt es nicht. Auch wenn meine Krieger die edlen Frauen gefunden haben, so werde ich niemals eine suchen. Ich habe mir vorgestellt, wie es sein würde... aber nur kurz. Zu viele Gedanken daran wären tückisch. Auch wenn ich schon insgeheim und für mich sagen kann, dass ich mich schon recht einsam fühle mancher Tage und Nächte....

Lucan

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