Donnerstag, 5. August 2010

Heute habe ich eine Menge zu erzählen... Ich bin kaum zur Ruhe gekommen die letzten Tage, meine Gedanken waren überschwemmt von sovielem, was mich negativ aber auch positiv beeinflusst hat.... Wo fängt man bloß mit der Erzählung an? Nehmen wir zuerst das positive, würde ich sagen. Schlechte Nachrichten passen an ein schlechtes Ende, welches sich vielleicht noch ergeben wird.
Ich habe Arizona gestern wieder besucht - nur dieses Mal schien sie mir weitaus wacher als zuvor. Sicher, sie war keineswegs begeistert mich an ihrem Bett sitzen zu sehen. Aber dennoch hatte ich mir eine heftigere Reaktion vorgestellt. Sie hatte lediglich eine missmutige Miene und zog ihre Beine an, um diese zu umschlingen, aber sonst machte sie nicht den Eindruck, sie sei ernsthaft enttäuscht. Nicht einmal etwas fassungsloses hatte ihr Gesicht- höchstens zu Anfang, als sie die kleine Tischlampe anschaltete und mich erblickte. Wir sprachen recht lange und sehr offen miteinander; sie fragte mich zum Beispiel, ob ich Menschen wirklich derart naiv finde. Ich verneinte dies- eine kleine Lüge. Sie war nicht naiv, aber wohl der Rest der Menschheit bis auf wenige Ausnahmen. Als meine Augen ihre erblickten, ist etwas seltsames mit mir passiert. Ich fühlte mich plötzlich sehr, sehr fiebrig, als hätte ich mich unter einen Strahl heißen Wassers gesetzt; es war wie eine Wucht. Ich glaube nicht, dass es Liebe war... aber doch Verlangen. Sie war so schön, wie sie einfach da saß und mich anstarrte mit ihren so verführerischen Augen.. die Haare leicht zerzaust durch den unruhigen Schlaf.. ihre Miene entspannt- ich konnte nicht anders. Ich habe sie zu mir gezogen und sie einfach geküsst. Ja, so ist es- ein wahrer, tiefer, langer Kuss. Es war unglaublich. Ihre Lippen waren warm, so warm und weich, und sie schmeckten so süß wie ich es mir nie gedacht hätte. Ich spürte keinen Hunger dabei, nur abgrundtiefe Lust auf sie. Ich hörte nicht auf, sie mit Küssen zu verwöhnen, selbst vor ihrer überaus zarten Kehle habe ich keinen Halt gemacht. So geborgen habe ich mich noch nie gefühlt.. Ich bin verrückt geworden bei den leisen Seufzern, die leise ihre Lippen verließen, als meine Hand ihren Bauch hochgewandert ist...
Nun aber die schlechte Nachricht. Conlan überlegt uns zu verlassen. Ich war so tief geschockt, dass ich kein Wort herausgebracht habe. Conlan, einer meiner besten Krieger. Ich kenne ihn nun schon seit mehr als 245 Jahren, und ich dachte, er wäre immer ein Teil von uns allen... Aber ich habe mich wohl getäuscht. Wir waren im Quatier, in dem Traininsgraum, als er hineinkam und sich missmutig auf eine Hantelbank setzte. Mir war schon vorher aufgefallen, dass er in letzter Zeit äußerst bedrückt wirkt, aber in meiner Naivität dachte ich, es kommt nur, weil er zur Zeit nicht so viel kämpfen kann. Denn Krieg gibt es im Moment nicht. Suchte er das Abenteuer? Ich weiß es nicht. Jedenfalls sagte zu uns, als Tegan ihn fragte, was los sei: "Ich weiß nicht, wie ich euch das sagen soll... Aber ich überlege schon länger, ob ich euch nicht eine Zeit lang verlasse. Ich fühl mich nicht wohl, ich will wieder mehr von der Welt sehen..." Nico schnaubte nur. "Ja klar, von der Welt hast du 300 Jahre etwas gesehen. Sie bietet jetzt nicht einmal mehr als früher. Warum willst du wirklich gehen? Hast du eine Frau getroffen, die du liebst?" Nico hatte leicht reden, er hatte ja jetzt eine gefunden. Eine wahre Stammesgefährtin... Ich verzog unwillkürlich mein Gesicht. Neid war es nicht, aber als ich an Arizona dachte... Conlan stand abrupt auf und ging auf Nico zu, Tegan wollte ihn aufhalten, doch dann hatte er Nico schon an seinem Hemd gepackt und zischte: "Halt dein Maul du Frischling. Was weißt du schon über Liebe?" Danach ging er. Wir anderen haben noch lange gesprochen, was denn wohl los sei. Nico beharrt auf seiner Theorie, ich aber sage es ist etwas anderes. Er zieht sich zurück, übertrinkt sich mit Blut, raucht. Blutsucht ist es nicht... Leidet er? Ich habe ihn den ganzen Abend nicht gesehen und heute auch nicht. Ich mache mir wirklich Gedanken.. Ohne ihn würde ein mehr als starker Teil fehlen.
So viel Gutes, so viel Schlechtes. Klappt es auf der einen Seite wunderbar, verzweifelt man auf der anderen. Ja, so war das Gleichgewicht der Natur schon immer. So ist es nun einmal und man kann es nicht ändern. Doch zu akzeptieren fällt nie leicht... nicht einmal, wenn man alle Zeit der Welt besitzt.

Lucan.                                                                                                                                                                                  

Mittwoch, 4. August 2010

 Sind Mensch und Vampir so verschieden? Manchmal frage ich mich, ob ich mit meinen Vorurteilen nicht falsch liegen mag... Dass ich vielleicht zu grob bin um Umgang mit denen, die sterblich sind? Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, warum sie eigentlich so naiv auf mich wirken. Dabei stammen manche von uns Vampiren sogar von Menschen ab, und die Frauen, die das Mal tragen, brauchen wir so dringend um unseren Fortbestand zu sichern. Warum habe ich mich dann so hart gegen sie gewährt? Der Grund für alle diese Überlegungen mag naheliegend sein, jedoch ist er eigentlich erst richtig über mich gekommen, als ich gestern eine äußerst merkwürdige und dennoch ereignisereiche Begegnung hatte.
Arizona nannte diese Begegnung sich. Ich für meinen Teil hatte nie vorgehabt sie zu treffen, und doch ist es passiert. Ich nehme ihr das schon übel, dass sie meinen Weg gekreuzt hat, denn komischerweise hat sie mich zum Nachdenken angeregt. Richtig, ein Mensch! Sie ist aber nicht gewöhnlich, muss man wissen. Ihre Augen sind braun, aber es ist kein normales Braun. Viel mehr eine Art schmelzende Substanz, die ihren Ausdruck glatt zu hundertfachen scheint. Einen so scharfen und neugierigem Blick bin ich selten begegnet, besonders bei den Menschen. Um ehrlich zu sein, ich rede nicht oft mit ihnen oder trete ihnen zu nah... Aber verdammt, diesen Tag war es anders. Als ich sie sah, wollte ich eigentlich gehen. Aber ich konnte nicht. Ich war gefesselt, weil sie meinen Blick nicht mied und mit einer Körpersprache zu sprechen schien, die mir geläufig war. Sie ist genauso verschlossen wie ich, aber ich bin überzeugt, in ihr steckt weit aus mehr als sie zugeben will. Menschen, ja ich weiß.. Worauf habe ich mich nur eingelassen? Und doch vermag ich diese Frau nicht zu ignorieren.. Allein ihr Duft. Sie benutzte kein Parfum, und doch roch sie nach Yasmin und einer süßen Zimtnote, selten, ich habe so etwas noch nie gerochen. Ein Wunder, dass ich sie nicht angefallen habe.
 Seitdem ich wieder im Quatier bei den anderen bin, muss ich ständig an sie denken. Ich werde jetzt nicht sentimental, oh nein, soweit würde ich nie gehen. Und ich werde ganz sicher nicht soweit gehen und ein Verhältnis mit ihr eingehen, auch wenn ich sagen muss, dass ihr graziler Körper und ihre Haut mich schon reizen...
Für einen Menschen ist sie sehr reizend sogar, weiche, warme Haut und ein Duft, der jeden Mann betören muss.. Ah, eigentlich darf es nicht sein dass ich derartige Dinge denke. Aber ich kann es mir nicht verbitten, nicht nachdem ich einen Blick auf ihren Körper warf, als sie schlief und nichts davon merkte... Ich musste mich stark zusammenreißen um sie nicht irgendwie zu küssen, über ihre Haut zu fahren oder die kleinen Knospen zu reizen, die so verführerisch aussahen als sie für einen Moment nackt war, da ich sie entkleidete. Ich habe ihr nichts getan, meine Selbstbeherrschung scheint bei ihr besonders hartnäckig zu sein.
Sind wir so verschieden? Mensch und Vampir? Sind wir nicht alle Lebewesen auf eine Weise, die nur etwas von dieser wunderbaren Welt erfahren, weil wir geboren wurden? Ich als Krieger kann das leicht sagen. Ich bin mehr als stolz, wenn ich in meine Reihe Krieger gucke, die mich alle unterstützen wo es geht: Dante, Rio, Nicolai, Kade, Conlan und Tegan. Ich liebe sie wie Brüder, zusammen sind wir schon so oft durch Blut und Krieg gewandert... Jahrhundertelang.
Obwohl ich so begehrenswert auf Frauen wirke, so habe ich nie erwogen eine zu meiner Gefährtin zu machen, so wie die anderen zwei meiner Truppe. Es sind edle Frauen, die sie haben, Savanna und Beth. Stammesgefährtinnen- ob ich neidisch bin? Ich denke nicht. Auch wenn der Gedanke weitere Jahrhunderte allein zu durchlaufen erschreckend klingt auf eine Art.
Ansonsten gab es keine neuen Hinweise auf die Verstecke der Rogues. Sie sind gut in diesen Dingen. Wenn je einer dieser Bastarde einer Frau wie Arizona zu nah kommen würde... Ich würde ihn in Stücke reißen.

Lucan

P.S.: Wenn ich an Arizona ein Mal entdecken würde, dieses winzige Mal, ich glaube, ich würde sie sogar in Erwägung ziehen mit mir die Ewigkeit zu teilen....

Dienstag, 3. August 2010

[ ... ] Letzen Endes hatte ich keine Wahl. So eben noch getrunken von einer Wirtin, die mir ihr Blut gab, rang ich mit Wut, diesen verdammten Lakaien nicht auch noch zu töten, ihn zu zerfetzen, in Stücke zu reißen. Hätte ich es getan, nun ja, ich glaube, ich hätte mich nie wieder vor den anderen Kriegern blicken lassen können. Sie sind sehr streng, was Blutsucht betrifft. Auch wenn es keiner meiner treuen Gefährten weiß- so leide ich schon lange darunter. Ich verberge es hinter meinem Eifer, die verdammten Clans in den Ebenen zu vertreiben und sie zu hetzen. In jeder Schlacht bin ich dabei. Nicht eine ist seit 500 Jahren ohne mich vergangen, wir siegten immer. Nicolai, der jüngste meiner Männer, war das erste Mal 1967 dabei. Ich werde nie vergessen, dass er trotz seiner Stärke und Anmut auch etwas Ängstliches verbarg- wir stehen immer zueinander, und das beste daran ist, dass wir uns unsere Ängste nicht vor Augen führen. Ich besitze keine Ängste, so viel ich weiß- nur eine, nämlich die Angst davor einer von ihnen zu werden. Rogues. Blutsüchtige Schattenwesen, die nichts außer ihrem Durst kennen und selbst über Morde gehen dafür, massenweise. Wie die Menschen, wenn sie wildes Getier einsperren und meinen es züchtigen zu können.
Dante hat mir heute etwas Interessantes über Nicolai verraten: Er ist verliebt. Manchmal, wenn wir Glück haben, treffen wir auf Stammesgefährtinnen- das sind Menschen, die ein besonderes Mal hinter dem Ohr tragen, eine Art Sichel in Form eines Muttermals. Tragen Menschenfrauen so etwas, so bedeutet dies, dass sie Stammgefährtinnen sind- Frauen, die zu uns gehören. Sie können Kinder von uns bekommen und so den Fortbestand der Welt sichern. Eine Stammesgefährtin liebt nur ihren Vampir- es ist eine mehr als innige Beziehung. Liebevoll, so sagte Dante es, der selbst eine gefunden hat. Unsere Gefährtinnen trinken unser Blut und wir das ihre, sobald wir eine ewige Verbindung eingehen wollen. Unser Blut nährt sie. Sie bleiben Menschen, aber sie leben ewig, wenn sie den Akt des Blutaustausches mit uns vollführen. Hocherotisch soll es sein. Ich selbst habe es noch nie getan und werde es auch nie- einzig und allein der Kampf um den Platz in der Welt zählt. Das ist meine Ansicht. Denn Frauen sind nur kalte, scheue Wesen, die die Sinne für das Wahre vernebeln... Menschen auch noch. Stammesgefährtinnen sind zwar indirekt keine Menschen- für mich aber irgendwie schon. Ohne unser Blut würden sie schließlich einfach wieder altern.
Heute Morgen hat mich Rio auf etwas Interressantes zum Nachdenken gebracht. " Lucan... was wäre, wenn du eine Stammesgefährtin finden würdest? Du hast noch nie eine Frau in unser Quatier gebracht... Warum denn?" Ich zischte nur, er solle seine verdammte Arbeit machen. Liebe gibt es nicht. Auch wenn meine Krieger die edlen Frauen gefunden haben, so werde ich niemals eine suchen. Ich habe mir vorgestellt, wie es sein würde... aber nur kurz. Zu viele Gedanken daran wären tückisch. Auch wenn ich schon insgeheim und für mich sagen kann, dass ich mich schon recht einsam fühle mancher Tage und Nächte....

Lucan